N., N. (Hrsg.): Der Farbige Ploetz. . Düsseldorf 2002 : Sybex Verlag, ISBN 3-8155-9486-3 1 CD-ROM EUR 19,90

N., N. (Hrsg.): Der Grosse Ploetz. . Düsseldorf 2001 : Sybex Verlag, ISBN 3-8155-9484-7 1 CD-ROM EUR 39,95

Rezensiert für H-Soz-Kult von
Friedrich Niemeyer, ISCOS Gmbh

Der "Ploetz" ist jedem Historiker als umfangreiches Nachschlagewerk gut bekannt. "Der Grosse Ploetz" hat dabei einen Umfang von über 2000 Seiten, was ihn für das schnelle Nachschlagen zunehmend unhandlich machte; auch der farbige Ploetz ist mittlerweile zu einem ziemlichen Wälzer herangewachsen, sodass die Übertragung auf CD-ROM eigentlich nur eine Frage der Zeit sein konnte. In diesem Jahr war es nun so weit, der Grosse - wie auch der Farbige - Ploetz wurden von Sybex erstmals als CD-ROM Version auf den Markt gebracht. In beiden Fällen diente dabei die jeweils aktuelle Ausgabe der Printversion als Textvorlage (32. Auflage des Grossen Ploetz, 12. Auflage des Farbigen Ploetz). Somit stellt die jeweilige CD-ROM-Ausgabe des Ploetz inhaltlich und fachlich eine Alternative zur gedruckten Form dar 1. Die Karten und Übersichten sind speziell beim Farbigen Ploetz auch in der digitalen Version in der bekannten Qualität und erleichtern den Überblick.

Die technische Umsetzung des Ploetz erfolgte dabei auf der Grundlage der Adobe Acrobat Technik, d.h. die beiden Ploetz liegen als umfangreiche PDF-Dokumente vor. Der Vorteil : Die CD funktioniert Plattform-unabhängig, d.h. auf allen Systemen, die über einen Acrobat Reader ab Version 5.05 verfügen, können die CD´s genutzt werden, somit also auf allen Microsoft Betriebssystemen ab Windows 95, Apple Mac ab OS 8.6 sowie Linux und Unix Workstations. Der CD-Inhalt wird von der Installationsroutine komplett auf die Festplatte ausgelagert, was zwar einen Platzbedarf von ca. 140 MB je CD-ROM ausmacht, jedoch den CD-Wechsel erspart 2. Außerdem ist die Darstellung auf allen Systemen relativ gleich, da Darstellungsunterschiede wie bei HTML-Dokumenten nicht auftreten. Der Nachteil : Das Adobe Acrobat-Format ist leider recht schwerfällig, d.h. es benötigt relativ viel Leistung des Rechners und ist nicht sehr schnell bei Suchfunktionen, Seitenaufbau etc., im übrigen sind allerdings die Systemanforderungen relativ gemäßigt. Auch die Menügestaltung ist an die Möglichkeiten von Adobe Acrobat gebunden, hier wäre z.B. eine HTML-Umsetzung besser gewesen. Auch die Exportfunktionen sind recht eingeschränkt und funktionieren nicht immer fehlerfrei, was den Export von Bildern und Texten in andere Windowsanwendungen betrifft. Das Menü, unten rechts auf der Nutzeroberfläche, ist recht spärlich, aber nach kurzer Einarbeitung einfach zu bedienen. Man hat sowohl den Zugriff auf ein Inhaltsverzeichnis, das sehr an das bei der "Digitalen Bibliothek" erinnert und ebenso zu bedienen ist sowie auf den Index, beim Farbigen Ploetz zudem noch die Suchfunktion.

Verknüpfungen (Hyperlinks) von Textstellen innerhalb der eigentlichen Seiten sind recht dünn gesät, in der Regel verweisen diese nur auf Tabellen, Infographiken o.ä., was die Möglichkeiten dieses digitalen Systems nicht voll ausnutzt 3 und zudem manche Arbeit erleichtern würde. Stattdessen blättert man durch die digitale Version wie beim Buch Seite für Seite weiter. Über die Werkzeuge vom Acrobat Reader kann man die Darstellungsgröße immerhin individuell anpassen, was besonders bei Sehschwächen nützlich sein mag. Einen Überblick über mehrere Seiten, wie sonst bei Acrobat gewohnt, ist von den Programmierern jedoch nicht vorgesehen worden. Im Übrigen erhält man eine Reihe von zusätzlichen Möglichkeiten der Nutzung des Ploetz bei der Zuschaltung der Werkzeuge, so ist besonders hier beim farbigen Ploetz der Text- und Bildexport besser bzw. fehlerfreier, als über den Menüpunkt unten rechts.

Suchfunktion und Index sorgen Ihrerseits dafür, dass man alle wichtigen Inhalte recht gut finden kann, jedoch ist die Geschwindigkeit, durch Acrobat bedingt, nicht so schnell, wie man es vielleicht von anderen CD-ROMs gewohnt ist. Zudem muss man beim Grossen Ploetz die Suchfunktion im Acrobat-Menü öffnen, eine separate Schaltfläche wie bei farbigen Ploetz fehlt leider.

Neben den erwähnten Schwierigkeiten bietet der Ploetz auf CD-ROM natürlich auch eine Reihe von Vorzügen. Wie eingangs erwähnt, ist die gedruckte Version recht unhandlich geworden, sodass, ein PC vorausgesetzt, das Nachschlagen in der CD-Version schneller und effizienter geht als in der Buchform. Besonders die Suchfunktion eröffnet bei der CD-ROM neue Möglichkeiten der Recherche und sorgt dafür, dass man bestimmte Einträge schneller findet als über das Inhaltsverzeichnis oder den Index. Auch durch die Exportfunktion (besonders beim farbigen Ploetz) eröffnet neue Nutzungsgebiete z.B. im Unterricht an Schulen oder auch Hochschulen, denn die Graphiken sind meist von guter Qualität und auch die Tabellen eignen sich für die Lehre, wenn es um den Überblick zu einer Epoche geht. Auch in Punkto Infographiken hat der Farbige Ploetz sehr viel zu bieten, was sich sehr gut im Unterricht einsetzen lässt. Der große Ploetz hat zwar optisch nicht dasselbe aufzubieten wie der Farbige Ploetz, dafür sind aber die Artikel deutlich umfangreicher und bieten mehr Informationen. Mit dem Printmedium gemeinsam hat der Ploetz auf CD-ROM, dass man Ihn als gutes Nachschlagewerk sowohl für die Vorbereitung auf den Unterricht als auch zur Vorbereitung auf Prüfungen nutzen kann, aber auch bei der wissenschaftlichen Arbeit, wenn man nur einen schnellen Überblick über eine Epoche benötigt, in der man wissenschaftlich nicht zu Hause ist, wie z.B. ein Zeithistoriker in der frühen Antike.

Fazit : Sowohl der Grosse als auch der Farbige Ploetz bleiben hinter den technischen Möglichkeiten des hypermedialen Zeitalters zurück, speziell was die Nutzung von Querverweisen angeht. Auch die Exportfunktionen sind nicht so einfach, wie bei manch anderen CD-ROMs. Ansonsten stellen beiden eine Alternative zum Printmedium dar, weil das Nachschlagen recht einfach und schnell geht, speziell über die Suchfunktion lassen sich Artikel leichter und schneller finden als über den Index des gedruckten Werkes. Bei der Umsetzung des Farbigen Ploetz sind gegenüber dem Großen deutliche Fortschritte zu erkennen, besonders was die Nutzerfreundlichkeit angeht, und so ist zu hoffen, dass man bei Sybex in der nächsten Ausgabe des Großen Ploetz die Verbesserungen aus dem Farbigen übernimmt. Ab Mitte November ist die nächste Auflage (33.) des Großen Ploetz in Buchform vorgesehen, sodass bei der digitalen Umsetzung, die höchst wahrscheinlich folgen wird, diese Unterschiede wohl beseitigt werden dürften.

Anmerkungen:
1 Auf den Inhalt des jeweiligen Ploetz möchte ich hier nicht näher eingehen, da ich davon ausgehe, dass dieses Standardnachschlagewerk hinreichend dem Leser bekannt sein dürften.
2 Die übrigen Systemanforderungen : PC mit Intel Pentium ab 150 MHz oder kompatiblen Prozessor, min 32 MB-RAM (Der Grosse Ploetz) bzw. 64 MB-RAM (Der farbige Ploetz) (besser 128 MB nach eigenen Tests), Graphikkarte mit min. 65000 Farben, besser True Color, CD-ROM-Laufwerk für die Installation, min. 140 MB freien Speicherplatz auf der Festplatte je CD-ROM, Windows 95/98/ME/NT4SP5/2000/XP oder MacOS ab 8.6
3 Auch bei Adobe Acrobat sind Hyperlinks kein Problem, wie man oft genug in PDF - Dokumenten sehen kann.

Redaktion
Veröffentlicht am
Redaktionell betreut durch
Klassifikation
Weitere Informationen
Der Farbige Ploetz
Sprache der Publikation
Der Grosse Ploetz
Sprache der Publikation
rda_languageOfExpression_redig